Nachdem ja bekanntlich am 27.10 die Ära der Reihe 1099 zu Ende gegangen ist und ich an diesem Tag leider verhindert war, hab ich mich am 25.10 noch einmal an die Strecke begeben, um die letzten Fahrten mit der Reihe 1099 im Planverkehr zu geniessen. Obwohl das Traumwetter genug Möglichkeiten für die eine oder andere schöne Landschaftsszene geboten hätte, wollt ich diesen Tag so verbringen und versuchen zu dokumentieren, wie ich das "Erlebnis" seit etwa 30 Jahren in Erinnerung habe - und es aufgrund bekannter Tatsachen nur mehr an ausgewählten Tagen wiederholbar sein wird. Mehr vom Tag gibts unter
http://ggrexy.zenfolio.com/mzbausdemfenster, viel Spaß beim Betrachten.
Mit dem 6807 gings los, die Talstrecke war in herbstlich trübem Wetter gehalten.
Nach Schwarzenbach hat man zum ersten Mal gemerkt, wie die Sonne sich durch den Nebel durchzusetzen versucht - dem Autofahrer hat die Szene wohl auch gefallen, wie man am Bremslicht sehen kann
Auf der Nordrampe boten sich Sonne und Schatten einen erbitterten Kampf um jeden Gleisbogen. Ober Buchberg bei Sonnenschein bleibt mir nur als Winterbild....
Kurz vor Puchenstuben war es dann soweit, die 1099.007 hat mit dem Zug die Nebelgrenze überwunden...(die Himmelstreppe über die Wolken erklommen hätt man vor ein paar Jahren noch ohne mit der Wimper zu zucken sagen können, aber das ist eine andere Geschichte)
Bei Wienerbruck muss man sich derzeit aufgrund der Bauarbeiten bemühen, ein ausgewogenes Landschaftsbild ohne Ergbewegungsarbeiten auf Sensor zu bannen. Schade, dass der Geruch der klassischen Dunstwolke nicht auch festzuhalten ist.
In Erlaufklause heisst es vorerst vom Ötscherbären Abschied zu nehmen , da ich den mit der 1099.14 bespannten 6804 auch noch in meine Pläne einbezog. Ein paar Handzeichen lassen die TFZ-Führerin wissen, dass ich nach betätigen des Auslösers auch noch mitwill - Danke fürs mitnehmen ;-)
Auf diese Art ging sich doch noch ein Foto der Lassing-Kienbachbrücke mit der 1099.14 aus
In perfektem Licht gehts zurück nach Winterbach, im Zug hab ich ein britisches Ehepaar getroffen, dass aufgrund der Informationen hier im Forum auch noch extra fürs Wochenende angereist ist.
Der mit dem ET6 geführte 6809 wär uns ohne dem Signalhorn nicht vor der Erscheinung in Winterbach aufgefallen. Es folgt der erste Kontakt mit der Himmelstreppe als Fahrgast. Beim Fahrgefühl, da war ich mich mit den Begleitern aus dem Königreich sicher, merkt man - dass 100 Jahre technischer Entwicklung nicht spurlos an einem vorüber gehen können. Das Fahrgefühl, und der Komfort sind zweifelsohne überzeugend, die 9 Minuten Verspätung bis Mariazell spielend aufgeholt. Die Kamera bleibt bis Mariazell zu Gunsten einer Unterhaltung und dem Erkunden der Himmelstreppe auf dem Nebensitz. Beim Blick aus den großen getönten Fenstern ist das menschliche Auge der Kameraoptik überlegen - ich hoffe, sie werden immer saubergehalten und bleiben von Vandalismus verschont, sonst verliert die Fahrt - bei allem Verständnis und Befürwortung für die dringend notwendige Modernisierung - den Erlebnischarakter und erfüllt "nur mehr" - und das sehr gut - den Anspruch einer modernen, zeitgemäßen Beförderung.
Bei der vorvorletzten Rückfahrt des Ötscherbären ist der Saugrabenviadukt in weiches Abendlicht gehüllt
Auch dieses Panorama unmittelbar vor dem Kostersitzfelsen erfasst das Auge besser als ein Weitwinkelobjektiv, weniger als 30mm Brennweite wollte ich der 1099, der diese Reise gilt, zulasten des Ötschers nicht antun.
Starkes Bildrauschen aufgrund der hohen Iso - Zahl und ohnehin braune Lackierung der 1099.007 haben mich zu dieser S/W Version der Szene bewegt, wissentlich dass die Zierlinien der Jaffa 1099 in Zeiten der "echten" Schwarzweißfotografie dem Bildaufbau noch das gewisse etwas gegeben hätten
Wenig später, beim Einfahrsignal von Laubenbachmühle, macht sich zu dem bekannt-öligen Geruch der Dunstwolke nun auch die "Nestwärme" der Bremsbeläge von der anspruchsvollen Talfahrt in der Luft des Nattersbachtals bemerkbar - dieser Eindruck bleibt leider auch jenen vorbehalten, die dies nicht nur von Fotos kennen
Das Verschwinden der 1099.007 im Natursteinportal des Weißenburgtunnels war eine der letzten Szenen, die ich im zunehmend finster-nebligen Pielachtal während der Fahrt zu meiner Zufriedenheit festhalten konnte
In St. Pölten am Hauptbahnhof angekommen drehten sich erstaunlich viele Menschen aller Alters- und vermutlich auch "Affinitätsklassen" vor Verlassen des Bahnsteigs nochmal um, gehört hab ich von einer älteren Dame neben mir ein "Leb Wohl Ötscherbär" und konnte mit der Information, dass zumindest er an ausgewählten Tagen erhalten bleibt zumindest auch ihren Abend retten, bevor ich mich nachhause begab.
Neben den geschilderten Eindrücken hab ich den Tag sehr genossen, das Zugpersonal war durchwegs freundlich, kompetent und motiviert, sei es bei der Wahl des richtigen Tickets (Ermäßigungen, die preislich und organiatorisch optimale Lösung für mein Vorhaben), dem Abwarten von bzw. Information über Anschlusszüge oder dem selbst erkannten und sofortigen Austauschen von 2 bei der Rückfahrt erloschenen Glühbirnen.
Ich wünsche der Mariazellerbahn weiterhin wie an diesem Tag mit Passagieren gefüllte Züge (die abendlichen Gegenzüge ins Pielachtal waren alle ebenfalls sehr gut besetzt),bin gespannt wie sie sich in den nächsten Jahren entwickelt und werde mir davon auch weiter regelmäßig ein eigenes "Bild" machen. Nachdem die Zukunft noch Zeit und ihre Chance hat, ihre Fußstapfen im Gedächtnis zu hinterlassen möchte ich die Reportage gern mit folgendem Bild beenden, ich freu mich schon, das eine oder andere Bild der sicherlich gut besuchten Abschiedsfahrt der 1099.014
Lg Markus
