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Geschwindigkeit Kurvenradien MzB

Verfasst: 3. Juli 2010, 15:03
von Taurus1116
Hallo,
ich wollte mal fragen, wie hoch den die Kurvengeschwindigkeit bei der MzB ist, will heissen, z.B.: bei einem 80m Bogen, bei einem 100m Bogen.
Danke Thomas

Re: Kurvengeschwindigkeit

Verfasst: 5. Juli 2010, 16:50
von Ennstalsportzug
Taurus1116 hat geschrieben:Hallo,
ich wollte mal fragen, wie hoch den die Kurvengeschwindigkeit bei der MzB ist, will heissen, z.B.: bei einem 80m Bogen, bei einem 100m Bogen.
Danke Thomas
Hier finden sich ein paar Antworten: http://www.mariazellerbahn.at/zeitung/inhalt02_03.htm

Verfasst: 6. Juli 2010, 14:39
von Taurus1116
Vielen Dank, Etst
das ist eine wirkliche gute Erklärung und beantwortet mir einige Fragen.
Danke Dir!
Thomas

Verfasst: 17. Oktober 2010, 08:17
von woodquarter
Hallo

Gilt folgender Satz nur für die Mariazellerbahn?

"Durchfährt man mit einem Fahrzeug einen Kreisbogen, so wirken auf den Reisenden i. d. Regel Fliehkräfte ein, die zur Bogenaußenseite hin gerichtet sind. Die dabei auftretende Seitenbeschleunigung darf (vorwiegend aus Komfortgründen) den Wert von 0,654 m/s² nicht überschreiten. Zudem tritt am Übergang vom geraden Gleis zum Bogengleis ein seitlicher Ruck (= plötzliche Änderung der Seitenbeschleunigung) auf, der nicht größer sein darf als 0,7 m/s³."

Die Seitenbeschleunigungen auf einigen U Bahnstrecken in Wien betragen im Betrieb ein vielfaches dieses Wertes. Wann ist ein Betreiber verpflichtet zu sanieren, oder reduziert er einfach die Geschwindigkeit auf Schritttempo? Auf Teilstrecken der U Bahn fährt man nur mehr im Schritttempo.

lg

Verfasst: 17. Oktober 2010, 12:30
von Stephan Rewitzer
Hallo!
woodquarter hat geschrieben: Gilt folgender Satz nur für die Mariazellerbahn?
Dieser Wert sollte den UIC-Normen entsprechen, und gilt somit international, es gibt dann noch die sogenannte "erhöhte Seitenbeschleunigung", für die manche Fahrzeuge freigegeben sind ... hier müsste ich mal meine schlauen Listen befragen!
Die Seitenbeschleunigungen auf einigen U Bahnstrecken in Wien betragen im Betrieb ein vielfaches dieses Wertes. Wann ist ein Betreiber verpflichtet zu sanieren, oder reduziert er einfach die Geschwindigkeit auf Schritttempo? Auf Teilstrecken der U Bahn fährt man nur mehr im Schritttempo.
Hast du das gemessen oder war/ist das eine "Popometer-Erkenntnis"?

Bei einem U-Bahn-Betrieb strebt man andere Komfortansprüche an, als im österr. bzw. europäischen Eisenbahnnetz :wink: In Wien wird viel mit Zwangsschienen gearbeitet, um die zulässigen Bogengeschwindigkeiten zu erhöhen, das macht man im Eisenbahnnetz so nicht ...

Es gibt aber defintiv keine Stellen an denen Schritttempo gefahren wird oder an denen Langsamfahrstellen wegen Gleislagefehlern existieren, es gibt einzig aktuell ein paar LA´s wegen Schwellentausch oder Brückensanierungen, ansonsten werden die planmäßigen Höchstgeschwindigkeiten gefahren ...

lg Stephan

Verfasst: 17. Oktober 2010, 13:11
von Klaus
woodquarter hat geschrieben: ... Zudem tritt am Übergang vom geraden Gleis zum Bogengleis ein seitlicher Ruck (= plötzliche Änderung der Seitenbeschleunigung) auf, der nicht größer sein darf als 0,7 m/s³ ...
Zumindest dieser Satzteil stimmt so nicht, bzw. er ist unvollständig – und das gilt nicht nur für die MzB, sondern für alle Schienenbahnen (Feldbahnen etc. ausgenommen).

Kleiner Exkurs zur Gleisgeometrie:

Damit dieser "seitliche Ruck" (Folge: Oberbauschäden, Entgleisungsgefahr!) eliminiert wird bzw. zumindest minimiert wird, schließen an jeden Gleisbogen an beiden Enden sogenannte Übergangsbögen an.

D. h.: Eine Gerade (oder ein Gegenbogen) mündet nicht "abrupt" in einen Bogen (idealerweise: ein Kreisbogen), sondern es ist jeweils ein Bogen mit einer ganz speziellen Geometrie "dazwischengeschaltet", der sich wie eine Schnecke (geometrische Bezeichnung: Klothoide) mit jedem Meter von "gerade" bis zum (Kreis-)Bogenradius des anschließenden (Ziel-)Bogens mehr und mehr einkrümmt. Damit erhält man (im Idealfall) einen kontinuierlichen (und somit ruckfreien) Übergang von der Geraden in den Bogen; die Seitenbeschleunigung/Fliehkraft und damit der Anlaufdruck auf die Außenschiene verändern sich solcherart nicht abrupt, sondern wachsen von null (Gerade/Übergangsbogen-Anfang) bis auf einen Maximalwert (Übergangsbogen-Ende / eigentlicher Bogen) linear.

An vielen Bahnen sind übrigens Anfang (= Ende der Geraden) und Ende (= Beginn des eigentlichen Bogens) der Übergangsbögen mit Markierungsstiften auf den Schienenhälsen oder Schwellen vermerkt ("ÜA" und "ÜE"). Zudem findet man i. d. R. ca. 1 m (?) außerhalb der Außenschiene senkrecht im Boden einbetonierte kurze Schienenstücke (= Vermessungspunkte). Zusammen mit den ÜA/ÜE-Markierungen und dem detaillierten Streckenplan (in dem i. d. R. alle diese Markierungen vermerkt sind) ist es damit möglich, die Soll-Lage des Gleises "auszulesen" und die gemessenen Abweichungen davon durch Oberbaumaßnahmen zu korrigieren.

Div. Links dazu:
* http://www.schmalspur-modell.at/viewtop ... 0333#40333 (diesen und die nachfolgenden Postings)
* http://gleisbau-welt.de/site/vermessung/geometrie.htm (Gleisgeometrie, Übergangsbögen)
* http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbergangsbogen (Übergangsbogen)
* http://de.wikipedia.org/wiki/Klothoide ("Schnecke"/Klothoide)

Gruß, k.
___________________

Anm. zu Stephans Vorposting: Liebe Schäfchen! Glaubet nicht jedem (dahergelaufenen Admin :eek: – duck & weg ...) alles, was er so den lieben, langen Tag von sich gibt (Auch Jesus war schließlich nur ein kleines, armes, fehlbares Menschlein). Aber in diesem Fall (glaubt mir!): Unser werter Admin ist vom Fach – nicht nur was den Modellbau (hinauf bis zur Norm 1:1 :!: ) betrifft, sondern auch in U-Bahn-Belangen ist der Mann ein Profi (und das im Wortsinn). Zumindest ist mir nicht bekannt, dass sich der Kollege Admin bei diesem Thema jemals verrannt geschweige denn verfahren hat ... :cool:

Verfasst: 17. Oktober 2010, 14:19
von 1170.401
Auch hilfreich:

http://www.miba.de/morop/nem113-d.pdf

l.g., fritz

Verfasst: 17. Oktober 2010, 18:07
von Ennstalsportzug
Ohne Übergangsbogen hat der Ruck in m/s^3 den Wert unendlich. Man kann dann nur noch nach der punktuellen Beschleunigungsänderung unterscheiden. Die Abhandlung von Hr. Knoll berücksichtigt nicht den Faktor Gleisfehler sondern nur rechnerische Werte bei einer idealen Gleislage, die es aber in der Praxis nicht gibt, genau so wenig wie diese Beschleunigungs- und Ruckwerte von irgendjemanden als unkomfortabel empfunden werden, sonst würde wohl niemand in ein Auto einsteigen.

Verfasst: 17. Oktober 2010, 18:56
von Privatbahner
Hallo Ennstalsportzug,

teilweise wird der Wert der Beschleunigungänderung bei nicht vorhandenem Übergangsbogen auch durch den Drehzapfenabstand bzw. Achsabstand begrenzt. Kommt dann drauf an, ob Du in der Mitte des Wagens sitzt (gut) oder über dem Drehgestell (nicht gut) oder ganz am Wagenende (ganz schlecht, weil verstärkt).
Im Auto hast Du den Übergangsbogen während des Lenkradeinschlagens. Nur wenn Du das Lenkrad unendlich schnell drehst, hättest Du eine unendliche Beschleunigungsänderung und dann passiert wahrscheinlich mit dem Auto etwas ganz anderes :eek:
Ich würde es jedenfalls nicht probieren :cool:

VG Rudi

P.S.: Bei den Wiener Linien haben sie von der Klothoide auch noch nichts gehört :rolleyes: