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Lok RUR ex Dürener Dampfstraßenbahn zurück in Deutschland

Verfasst: 7. Oktober 2020, 14:52
von Harznullemmer
Die Kastendampflok RUR stand viele viel Jahre lang auf einem Abstellgleis der Selfkantbahn im westlichsten Zipfel von Deutschland. Sie war eigentlich nur noch eine Ruine. Dann hat der bekannte niederländische Lokretter Wim Pater sie entdeckt und gekauft und in GB aufarbeiten lassen. Am 23.9. traf sie per Straßentieflader wieder in der Heimat ein und wurde in Hüinghausen zwecks Zusammenbau aller Teile abgeladen:

Bild

Das Ganze war ein hochspannendes Event, über das ich einen ausführlichen Bericht in meinem Meterspur und 0m-Blog gepostet habe: http://0m-blog.de/von-tag-zu-tag-3/ (bitte bis zum Eintrag vom 23.9. zurückscrollen)

Gruß

Otto

Re: Lok RUR ex Dürener Dampfstraßenbahn zurück in Deutschlan

Verfasst: 14. Oktober 2020, 14:07
von Sandberger
So sehr mir die Bilder gefallen und ohne die guten Taten des Herrn Pater schlecht machen zu wollen... irgendwie bleibt bei dem Meterspur-Ausverkauf an den holländischen Hundefutterkönig bei mir ein ungutes Gefühl... immerhin gehören die Loks dann ihm und werden nur zurückgeliehen (oder habe ich da etwas falsch verstanden?). Das ist grundsätzlich super, aber was wenn's dann doch mal eine Diskrepanz zwischen Lokretter und Leihnehmer gibt - und was passiert, wenn der gute Mann mal (aus welchem Grund auch immer) in finanzielle oder gesundheitliche Schwierigkeiten kommt...?
Ist ja nicht so, daß es nicht in der Museums(bahn)geschichte schon Gelegenheiten gegeben hätte, bei denen man sich mit Mäzenen überworfen hätte. Oder der stolze Besitzer findet eine "Eisenbahnanlage", auf der er mit seinen Fahrzeugen Betrieb machen kann. Oder wenn man mal an die 01 118 aus Frankfurt denkt, wo der Sugardaddy erst großzügigst die Kesselrevision übernommen hat, nur um dann die Lok mit Fristen unter Ausschluss der Öffentlichkeit in seinen 1:1-Modellbahnschuppen zu parken, weil die Anschlußstrecke dorthin abgebaut wurde. Nicht nur in meinen Augen der dümmstmögliche Ausgang der Geschichte...
Wie gesagt: Versteht mich bitte nicht falsch, edel ist der Pater, hilfreich und gut. Aber mir ist das ein kleines bißchen zu viel Konzentration in einer Sammlung - Privatsammlung, wohlgemerkt.

Re: Lok RUR ex Dürener Dampfstraßenbahn zurück in Deutschlan

Verfasst: 15. Oktober 2020, 03:30
von croquy
Servus Harald,

ich kann deine Bedenken verstehen, aber was ist die Alternative? Wenn sich keiner mehr kümmert, verrostet alles soweit, dass es einfach nicht mehr zu retten ist. Dann haste zwar keinen Ärger mit dem Mäzen, aber auch selber nix im Schuppen stehen. Und nicht persönlich gebundene Sammlungen schlagen sich ja auch nicht immer besonders gut. "Between a rock and a hard place", wie die Freunde jenseits des Kanals so sagen...

Patrick

Re: Lok RUR ex Dürener Dampfstraßenbahn zurück in Deutschlan

Verfasst: 15. Oktober 2020, 05:53
von Sandberger
Sicher, da passiert was. Erfolg erübrigt jede Diskussion und als Bedenkenträger ist man da natürlich schnell auch in der Neidecke.
Ich bin halt ein Fan von Stiftungen, da hängt nicht alles an einer Person und die Wahrscheinlichkeit, daß irgendwann alles in einem dunklen Schuppen right in the middle of nowhere verschwindet, ist etwas geringer. Und auch so etwas kann erfolgreich arbeiten, siehe Deutsche Stiftung Denkmalschutz...

Denn das ist ja auch sehr selektiv. Wer ins Sammelgebiet passt, steht im warmen Regen, die einen dürfen mit "The Rock" Kaffee trinken, die anderen dürfen an ihrem hard place weiter Klinken putzen gehen und ihren Sachen beim Rosten zuschauen. Auch könnte man sagen: Das fördert nicht unbedingt den Zusammenhalt und die Solidarität zwischen den Museumsbahnvereinen, aber gottseidank gibt es davon in Deutschland weder von dem einen noch von dem anderen mehr als unbedingt notwendig. Und schon gar nicht über die Spurgrenzen hinweg.
Wahrscheinlich werden demnächst die ersten 750mm-Bahnen auf Meterspur umgespurt, um in den Genuß von "Patercare" zu kommen... :wink: Umgekehrt sind manche Projekte sicher ganz froh, dass Paters Team so beschäftigt ist und sich eben nicht mehr um ihre Bahnen "kümmern" kann...

Um es abzukürzen: Generell freue ich mich als Schmalspurfreund über jede gerettete Lok, jeden aufgearbeiteten Wagen. Und das System Pater brummt, wird von den namhaftesten Museumsbahnexperten überhaupt tatkräftig unterstützt und bringt neues Leben in die Bude. Was nach Pater passiert - who cares? Ich brauche mir da keine Gedanken zu machen, das werde ich nicht mehr miterleben. Wenn eines Tages die Nachkommen/Geschäftsnachfolger/Gläubiger von Pater mit dem Tieflader vor dem Schuppen stehen, wird man neu verhandeln müssen. Bis dahin ist alles supi.

Re: Lok RUR ex Dürener Dampfstraßenbahn zurück in Deutschlan

Verfasst: 15. Oktober 2020, 09:34
von Harznullemmer
Hallo Harald,
du schreibst: "Ich bin halt ein Fan von Stiftungen, da hängt nicht alles an einer Person und die Wahrscheinlichkeit, daß irgendwann alles in einem dunklen Schuppen right in the middle of nowhere verschwindet, ist etwas geringer. Und auch so etwas kann erfolgreich arbeiten, siehe Deutsche Stiftung Denkmalschutz..."
Genau so sieht Wim Pater das auch. Nachzulesen auf der Website: https://www.kleinbaan.de/de/
Den hier wichtigen Passus zitiere ich aber gleich mal direkt:
"Unsere Ziele

Meterspurige Museumsbahnen sind non-profit Organisationen, die von ehrenamtlicher Arbeit leben und ihre externen Kosten über Spenden und Fahrgeldeinnahmen finanzieren. Mit dem Erhalt der in den letzten Jahrzehnten gesammelten Fahrzeuge und dem Unterhalt von Strecke und Infrastruktur sind die Vereine arbeitsmäßig, organisatorisch und finanziell an Grenzen gestoßen.
Kleinbaan Service will kein weitere Museumsbahnstrecke aufbauen, sondern mit den existierenden Museumsbahnen und Eisenbahnmuseen kooperieren und verfolgt dabei folgende Ziele:
Fahrzeuge deutscher Kleinbahnen vor Verschrottung und Verfall retten und unter Dach geschützt aufbewahren.
Die Fahrzeuge möglichst hochwertig, authentisch & betriebsfähig restaurieren und dabei - sofern möglich und sinnvoll - in den Auslieferzustand zurückversetzen.
Aufgearbeitete Fahrzeuge im Sinne eines Pools Museumsbahnen zur Verfügung zu stellen. Insbesondere sollen hier Inszenierungen ermöglicht werden und Züge fahren, die die Vereine im „normalen“ Museumsbahnbetrieb nicht alleine realisieren können.
Den langfristigen Erhalt der restaurierten Kleinbahnfahrzeuge durch die Gründung einer Stiftung sicherstellen.
Langfristig an geeigneter Stelle eine Museumshalle bauen in der die Fahrzeuge, außerhalb ihrer Einsätze bei Museumsbahnen, der Öffentlichkeit zugänglich sind.
Die Zusammenarbeit der Museumsbahnen fördern und die Vereine bei Projekten, die die Eigenmittel übersteigen, unterstützen.
Bisher hat sich auch eher gezeigt, dass die Zusammenarbeit der Museumsbahnvereine durch Wim Paters Aktivitäten nicht gemindert, sondern in vielen Fällen intensiviert worden ist.

Du bist ja schon gefragt worden, was denn die Alternstive sei. Das kann man nicht pauschal beantworten, nur für Einzelfälle: Die 2s, die einst Vorbild für Märklins MINEX-Dampflok war, verrottet in privater Hinterstellung, nachdem sie auf einem Spielplatz jahrzehntelang heftig gelitten hat. Der schwere Vierkuppler 14g der Euskirchener Kreisbahn: vermutlich ein Hochofen in Finnland, und die RUR, um die es hier zunächst ging: Verschrottung.
Interessant ist vielleicht noch, dass die RUR jetzt bei der Aufarbeitung eine Druckluftbremse bekommt, um Züge auf der Märkischen Museumsbahn und der Selfkantbahn befördern zu können, zusätzlich aber auch einen Luftsauger für den Einsatz auf Bahnen mit Saugluftbremse (Bruchhausen-Vilsen)
Wir wissen sicher alle, dass es ne Menge reicher Leute gibt, die mit ihrem vielen Geld dümmere Dinge machen als Wim Pater. Dass er bei der Auswahl der zu rettenden Objekte auch (aber nicht nur) seinen persönlichen Geschmack einbringt, ist ihm nachzusehen. Wer täte das nicht?
Grüße

Otto

Re: Lok RUR ex Dürener Dampfstraßenbahn zurück in Deutschland

Verfasst: 5. Oktober 2021, 22:40
von Tw3
Nun ist die 2s allerdings nicht in Wim Paters Hände gegangen, sondern zurück zu ihrer „Heimatstrecke“ nach Amstetten zu den Ulmer Eisenbahnfreunden, wo sie zumindest nicht weiter verrottet. Wim Pater hat die recht ähnliche Lok 2 der Nassauischen Kleinbahnen, ex Kleinbahn Selters - Hachenburg übernommen, die auch jahrzehntelang auf Denkmalssockeln vor sich hin korrodierte, allerdings an verschiedenen Stellen in Nastätten. Auch wenn sich die beiden Loks auf den ersten Blick zum Verwechseln ähneln, und auch die Hauptabmessungen und Leistungsdaten sich fast gleichen, sie stammen von zwei unterschiedlichen Herstellern. Die 2s wurde bei Borsig in Berlin gebaut, als eine von nur 3 baugleichen Maschinen für die WEG, während die 2 der NKB von Henschel in Kassel stammte, wo (fast) baugleiche Lokomotiven für mehrere Privatbahnen entstanden, neben NKB und Kleinbahn Selters - Hachenburg wurden auch mehrere in den Harz zur Gernrode - Harzgeroder Eisenbahn geliefert, eine davon kam nach 1945 als 99 5811 noch zur Deutschen Reichsbahn.

Volker